Fachberichte sanft und vermitteln etwas Schwe- bendes. Die melodische Linie, durchaus mit großen Intervallen ausgestattet, fließt in großen Bö- gen angenehm ins Ohr. Eine kurze Fermate, ein Seufzer, staut flüch- tig und führt die Melodik zu einem ersten kleinen Schluss. In (B) schließt über 12 Takte ein moti- visch additiv aufgebautes zweites Thema an, dessen Ende sich gar nicht so klar ausmachen lässt, da sich die Bewegung, quasi ver- schleiernd, in einer Art Zwischen- spiel auflöst. Die folgenden neun Takte (C) spielen mit der Motivik des Vor- herigen. In (D), vorher über zwei Takte gut vorbereitet, beginnt ein neues Thema, solistisch im Eupho- nium. Es wird mit Motiven aus (B) angereichert. Die Partitur verdich- tet sich nach 10 Takten und nimmt über weitere vier Takte An- lauf zu einem ersten Höhepunkt. (E) bedient sich „con moto“ im ge- sunden, aber warmen „forte“ des ganzen Orchesters. Unaufdring- lich, aber betont fließend, macht der alla breve Takt hier eindeutig Sinn. Nach kurzer, eigentlich nur an- gedeuteter Fermate wiederholen sich die vier vorausgehenden Tak- te in deutlich sparsamerer Instru- mentation und abschwellender Dynamik. Somit beruhigt sich das Geschehen und läuft in den fol- genden fünf Takten quasi aus. Nach gut vier Minuten sind wir bereits in der zweiten Hälfte des Werkes. Wir landen nun bei einem Wiederaufgriff der Einleitungsmo- tivik, die an dieser Stelle als Zwi- schen-Schluss angelegt ist. Aber das Werk ist noch nicht zu Ende. Motivisch angelehnt an (E) be- ginnt im „dolce“, zunächst wahr- lich himmlisch süß, Teil (F). Er er- 16 streckt sich über achtzehn Takte. Man könnte ihn mit „wogend“ be- zeichnen, denn er wirkt in seiner Motivik und Dynamik durchaus suchend, fragend, dialogisierend. (G) spielt dann über acht Takte noch einmal mit den Gedanken von (A) und mündet mit großer Geste in (H). Die angedeutete Er- wartung erfüllen die sechs Takte (H) aber nicht. Zunächst zurück- nehmend, später dramatisch stei- gernd, entpuppt sich (H) als ein- leitendes Zwischenspiel für (I), den finalen Höhepunkt. Romanti- sierend wage ich hier zu beschrei- ben: Die Sonne bricht durch die Nebel, beleuchtet die schillernden Farben des Herbstes, schwächt sich sanft ab und versinkt, den Tag friedlich beendend, am Hori- zont – und hinterlässt ein gutes Gefühl. Diese letzten zehn Takte beschließt in dreifacher Wieder- holung ein ausgehaltener G-Dur- Dreiklang mit None, leise und weich gespielt vom tiefen Blech. Das Werk ist zu Ende, aber mit ei- nem Lächeln auf den Lippen bleibt immer noch Lust weiter zu hören. Instrumentation und Partiturbild Die Anlage der Partitur entspricht den amerikanischen Gepflogen- heiten, durchaus von gut besetz- ten Orchestern auszugehen. Sie ist aber auch mit Stichnoten aus- gestattet und verschließt somit nicht die Türen, wenn Instrumen- te fehlen sollten. Die Partitur ist nicht von vorne bis hinten lücken- los im vollen Tutti gefüllt. In allen Registern ergeben sich, gut über- legt und auf die jeweiligen Klang- eigenschaften zugeschnitten, im- mer wieder kammermusikalische, solistische Passagen, die das Werk atmen lassen. Sie halten die Mu- siker*innen in wacher Aufmerk- samkeit und eröffnen ihnen immer wieder dankbare Möglichkeiten zur Entfaltung. Fazit Eingangs angemerkt, ein Werk grundsätzlich in „Grade 3“. Dem wird in punkto Virtuosität, Tech- nik, Rhythmik und Tonhöhen si- cher Rechnung getragen. In puncto Klangqualitäten, im Sinne der Beziehungsgeflechte von Har- monik, Klangfarben, Metrik, Phra- sierung und Interpretation wird diese „Markierung“ aber durch- aus auch überschritten. „October“ stellt für „weniger Erfahrene“ de- finitiv, aber auch für „Geübte“, eine Herausforderung dar. Loh- nend sicherlich, aber es sollte je- dem bewusst sein, dass man sich im Oktober auch einmal leicht ver- kühlen kann. Nun bin ich sicher ein Optimist und ein Ermunterer, lohnende Herausforderungen mu- tig anzugehen. Das entbindet mich aber nicht davon seriös zu beschreiben. Geschickte Orches- termotivation und Lust auf einen langen Atem ist sicher nötig, um mit gut vorbereitete Detailproben das „Herbstleuchten“ des Werkes frei zu legen. Das Ergebnis wird alle Beteiligten aber tief berühren und mit großer Zufriedenheit er- füllen. Und dann auch verstehen lassen, was Whitcare meinte, als er selbstbewusst anmerkte: „Ich bin sehr zufrieden mit dem End- ergebnis, vor allem auch, weil ich glaube, dass es nicht so viel Musik in dieser klanglich üppigen („lyri- schen“) Art für Blasorchester gibt.“ Noch ein paar Hinweise (nicht nur) für Dirigenten*innen: - Aus einem langen Ton der 1. Klarinette heraus macht sich ein Oboen-Motiv auf den Weg. Tiefe Klarinetten flankieren und, quasi wie aus einem Ne- bel, beginnt ab Takt 10 mit Auf- takt das erste Thema (A). Vor- her vorbereitend ab Takt 8 Kla-