ten in all seiner Pracht ist fertig. Auf geht´s zum Regenbogen. sein, wo Ab Takt 33 geht sie dann los, die wilde Fahrt. Sollte sie zumin- dest. Das wird ggf. zunächst der Moment kluge Musiker/innen z. B. mal ihre Blei- stifte zücken und sich mit kleinen Eintragungen – das Notenbild und der Hinweis 2+2+3 hilft da schon gewaltig – die metrisch, rhythmi- schen Verhältnisse markieren. Die später so leichtfüßig und energetisch daherkommende Fahrt verlangt da ihren ersten wichtigen Preis. Dabei lässt sich der 7er Grundgroove recht schnell klären (und gewinnt im Verlauf des Werkes sowieso immer mehr an Plausibilität), die Einwurf arti- gen Zusatzstimmen jedoch bedür- fen einer großen Portion Über- sicht. Auftaktig zu Takt 36, in den Bässen und in der Piccolo-Flöte, zeigt der melodisch „bluesige“ Einstieg dann unter welcher „Klangfarbe“ die Musik sich nun ihren Weg bahnen möchte. In zwei viertaktigen Blöcken wird die ak- tuelle spritzige Idee nun lustvoll ausgespielt. In den Takten 44 – 50 kurz durchbrochen von einigen Vierertakten, die trotz ihrer Unru- he durchaus wieder für etwas „ge- wohnte Stabilität“ sorgen können. Und dann wird wieder, über zwei mal vier Takte, der 7er-Idee or- dentlich Raum gegeben. Im Bild der Geschichte betrachtet kann ich mir zumindest gut vorstellen, wie der aufregende Ritt über den Regenbogen mit Freude immer wieder neue Wendungen erfährt und Eindrücke vermittelt. Ab Takt 58 erneut ein kleiner „Groove-Wechsel“ mit kleiner Tem- posteigerung. Wenn man so will, eine Art von “Zwischengas“, um ab Takt 62, grundsätzlich in be- währter 7er-Manier, aber ein we- nig „Latin“ anmutend, die Trom- peten solistisch (wenn auch nur als Begleitphrase) in Szene zu setzen. Denen werden ab Takt 66 Klarinetten übergestülpt, die die Sache wieder in einem anderen Licht erscheinen lassen. Zwei Dreivierteltakte vor Takt 75 durchbrechen nun den7er-Takt und lassen vermuten, dass sich Neues ankündigt. Wieder im 7er- Metrum angekommen, wird es nun eindeutig rockiger, gar „funky“. Ab Takt 81 ist ein Solist eingeladen, sich mit einem aus- notierten Solo „von der Kette zu reißen“ und dem ganzen noch die Krone aufzusetzen. Das Glissando Takt 89 lässt die wilde Fahrt nach bewusst mo- tivisch kurz stauendem Vierertakt überraschend in eine „Schwere- losigkeit“ (andante fantastico) fal- len. Recht solistisch und von sanf- ten, unauffälligen Akkorden be- gleitet, „ben cantabile“, entfaltet sich eine romantisch schwebende Melodie, deren charmante „Terz- gängigkeit“ bewusster Teil des Konzeptes ist. Ab Takt 99, „inten- sivo“, sich in der ganzen Partitur verdichtend und teilweise kano- nisch nachlaufend, steigert sich dieser ruhige Teil noch einmal. Ab Takt 107 übernimmt eine solisti- sche Flöte, begleitet von sanften tiefen Hölzern, die einerseits ir- gendwie eine „karibische Stim- mung“ verbreiten, andererseits deren Nähe zum ersten Traumthe- ma nicht zu verleugnen ist. Horn und Euphonium lassen mit dem Kopfmotiv ausklingen und man ist kurz gespannt, wie es denn nun weiter gehen soll. Zu Ende kann es hier noch nicht sein. Ab Takt 113 verschachtelt sich dann ein in sechs Vierertakten, fünfmal sich verdichtend, die Ein- satzzählzeiten immer wieder wechselnd, ein Motiv im Dreier- takt, welches quasi wieder Anlauf nimmt um die „wilde Fahrt“ weiter fortzusetzen. Dieses Zwischen- spiel ist ein keckes Intermezzo. Ich zumindest sehe den „kleinen Jungen“, der nach genussvoller Ruhe wieder Lust auf Abenteuer hat. Ab Takt 119 dürfen wir dann noch miterleben, wie der Schlitten im 7er-Takt wieder anzieht, aber schon ab Takt 123 gerät er uns dann schon so langsam aus dem Blickfeld. Motivik und Instrumen- tation verjüngen sich und mit ei- nem kurzen, letzten großen har- monischen Paukenschlag ent- schwindet er im Tutti. Die Instrumentierung und Fazit Die Besetzung entspricht dem Standard eines Oberstufenorches- Fachberichte ters und stellt auch, was die La- gen der Instrumente und deren spieltechnische Anforderungen betrifft, von kleinen punktuellen Ausreißern abgesehen, grundsätz- lich keine unlösbaren Probleme dar. Aber ein gewisser Pfiff liegt schon in der Luft, der das Werk nicht zu einem „leicht von der Stange spielbarem“ macht. Wie es halt so sein kann, wenn ein ge- lernter Schlagzeuger etwas kom- poniert, dann bietet er nicht nur „seinem“ Schlagwerkregister eine dankbare Spielwiese, er bedient auch seine sonst eher melodiös geprägten, um nicht zu sagen eher weniger percussiv eingestell- ten Mitmusiker/innen, mit ordent- lich Spaß an Rhythmik und Metrik. Und hier liegt ein besonderer Reiz der Komposition. Es sollte gelin- gen, sich diesen Parametern mit Freude und Dienstleistungswille hinzugeben. Das Potenzial an rhythmischen und metrischen Energien zu realisieren ist mehr als die halbe Miete. Der kontrol- lierte Fluss dieser Musik ist so- wohl in den langsamen Passagen, als natürlich noch viel augen- scheinlicher in den schnellen Pas- sagen Grundvoraussetzung, um die ineinander verwobenen Ideen des Werkes an der Oberfläche mit Brillanz hörbar zu machen. Und da sind wir mal wieder da, wo wir letzten Endes immer wie- der landen. Und ich versuche es nun einmal von dieser Seite zu beschreiben. Wer Thiemo Kraas kennt, der kennt und erlebt ihn als sehr ruhigen und bedächtigen Arbeiter, der mit viel Liebe zum Detail zu Werke geht. Und nur so wird’s auch hier im Stück, wer hät- te das gedacht, wieder gehen. 13