damals gelernt, dass nicht nur die Musik, sondern auch die Ge- schichte stimmen muss. Darauf achten Kinder besonders, und das ist auch bei den Erwachsenen nicht anders. Die Leute wollen den Text verstehen.“ So resümiert Erry Stoklosa, Sänger, Gitarrist und Mann der ersten Stunde. Mit dem unvergessenen Hans Knipp, seines Zeichens Musiker, vielmehr aber noch hoch anerkannter Jon- gleur der kölschen Sprache, stand der Band stets ein enger Verbün- deter zur Seite. Die Geschichten und Figuren ihrer Lieder entstanden und ent- stehen oft aus der genauen Beob- achtung ihrer heimischen Umge- bung. „Sie erzählen vom Alltags- leben, ohne dabei ins unverbind- liche „menschlich-allzu- mensch- liche“ abzugleiten. Andererseits ist die kritische Zeichnung ihrer Mitmenschen nicht denunziato- risch - sie machen sich nicht über die Leute lustig - die Leute sollen über sich selber lachen können, wenn sie sich in den Liedern als „Lück wie ich un du“ erkennen.“ Die Gruppe präsentiert, trotz oder auch wegen aller Liebe zu ih- rer Stadt, beileibe keine heile Welt. „Zille auf Kölsch“, so ein si- cher nicht untauglicher Versuch einer vergleichenden Beschrei- bung. Zu aktuellen Themen, wie Umweltzerstörung, Ausländerhass und verdrängter deutscher Ver- gangenheit nehmen die Bläck Fö- öss wie selbstverständlich immer wieder Stellung, auch im Bierzelt. Mehr als 400 Titel umfasst ihr Fundus. Viele sind längst zu Ever- greens geworden, manche gehö- ren fest zum „kölschen Liedgut“, etliche haben im Rheinland den Status von Volksliedern. Der Arrangeur Peter Schüller, 1965 in Eschweiler / NRW geboren, studierte Posaune Peter Schüller und Arrangement an der Musik- hochschule Köln/Aachen. Bereits mit 19 Jahren tourte er als Posau- nist bei Wil Salden im „Glenn Mil- ler Orchestra Europe“ und war von 1989 bis 2010 Lead-Posaunist und Arrangeur im RWE Orchester Köln. Private Studien bei Dave Horler (Posaune), sowie Wieland Reissmann und Sammy Nestico (Arrangement) ebneten ihm Kon- takte in die Welt der Tonstudios und der Musikproduktionen. Im Jahre 2011 gründetet er seinen ei- genen Verlag (Conwood) und seit 2013 lebt und arbeitet er in Kali- fornien als Assistent von Sammy Der Aufbau Teil 1 – „Die ersten 20 Jahre“ Dat Wasser von Kölle (1983) Köln ist eine Stadt des Wassers, nicht nur wegen ihrer Lage am Rhein. Es gibt eine Thermalquelle, römische Wasserleitungen, mittel- alterlicher Brunnen, das „Kölnisch Wasser“, das ein Parfümeur 1709 kreierte und nicht zu vergessen das obergärige Vollbier „Kölsch“. Das Lied nimmt zu Beginn der 1980er Jahre aufkommenden Um- weltsorgen zum Thema Wasser Nestico. Dort vor Ort längst ein- gelebt und als Schreiber in der Szene angekommen ist er nun- mehr geschätztes Mitglied bei der ASMAC (American Society of Ar- rangers and Composers), der AS- CAP (American Society of Compo- sers, Authors and Publishers) und der AFM Local 47 (American Fe- deration of Musicians Local 47 Los Angeles). Die Idee Peter Schüller erstellte bereits zum 40jährigen Jubiläum der Band zwei konzertante Medleys, die er unterteilte in „Die ersten 20 Jahre“ und „Die letzten 20 Jah- re“. Diese beiden Streifzüge durch das große Gesamtwerk der Band sind über je gut 8 Minuten im Grundsatz konzertant konzipiert, haben aber auch Passagen, in de- nen gerne auch einmal ein Refrain mitgesungen werden kann. Der Rheinländer kann halt nicht an- ders, und das ist eine positive Be- merkung. Das stiften von Gemein- schaft, die „zuhört“ und die „mit- macht“ ist auch ein Teil des Kon- zeptes der „Fööss“. mahnend zum Anlass darüber nachzudenken, dass der „Vater im Himmel“ eine Welt mit „reinstem Wasser“ geschaffen hat, welches der Mensch aber oft, mehr oder weniger gedankenlos, verseucht. Die satirische Aufzählung von Um- weltproblemen mündet, musika- lisch eingebettet in Gospelstilistik, schließlich augenzwinkernd in ei- nen Wunsch an den Herrn, „ein Wunder der Einsicht“ zu bewir- ken, sonst stünde die Menschheit bald vor seiner Türe. Aus dem Nebel eines tiefen uni- sono „f“, welches als Orgelpunkt weiter präsent ist, erhebt sich choralartig das Kopfmotiv und mündet schnell, mittels einer ver- spielten Bluesskala, in eine Fer- mate. Der zweite Aufgriff, nicht weniger „bluesig-sakral“, mündet sofort in die Schlusswendung. Kurze, eindrucksvolle zwölf Takte, eröffnen lediglich mit dem Zitat des prägenden „Hilferufs“. En unserem Veedel (1973) Ein Hochlied, eine Pop-Ballade, auf die Gemeinschaft und auf den Zusammenhalt, der im „Veedel“, Fachberichte in einem Stadtbezirk oder einer Gemeinde, unverzichtbare für Le- bensqualität sorgt. Angestoßen durch die Frage, wie eine Zukunft aussehen soll, die durch Bau- und Modernisierungswut das Mensch- liche offensichtlich auf der Stre- cke bleiben lässt. Nach kurzer Einleitung, die le- diglich aus der Definition einer leichten Popbegleitung (ggf. nur mit Keyboard und/oder in den Kla- rinetten) besteht, beginnt eine Solo-Oboe (Querflöte) bei A mit dem ersten achttaktigen Melodie- zug (Vers). Ab B der Wiederauf- griff dieser Melodie mit sanfter akkordischer und rhythmischer Begleitung. Kleine Akzente und ein Taktwechsel durchbrechen den poppigen Frieden, erregen Aufmerksamkeit und in C erklingt, ein mf kaum überschreitend, der Refrain in voller Partitur. Er wird wiederholt und fließt, im Charak- ter nachdenklich fragend, ausge- dünnter instrumentiert, in die Schlusswendung mit Fermate. Wenn de Sonn schön schingk (1975) Diese flotte Samba bricht genau genommen mit der Tradition des sonntäglichen Herrenfrühschop- pens. Da er recht einseitig nur den Vater, „de Pap“, und seines gleichen unterhält, geht „de Mam“, die Ehefrau und Mutter, in die Offensive. Und dann nehmen sie sich in den Arm um bei schö- nem Wetter Gemeinsames zu er- leben. Und bei schlechtem Wetter, so die Vermutung, wird ihnen zu Hause wohl auch noch etwas un- terhaltsames einfallen. Zwölf Takte Samba in den Schlagwerkern (in den letzten vier Takten mit Unterstützung der Bäs- se) erwecken zu neuem Leben. Dynamisch alles im gemäßigten mf. Groove hat Priorität vor Lauf- stärke. Die Verse teilen sich in zweimal acht Takte auf. Saxopho- ne und weiches Blech wechseln melodieführend mit den hohen Hölzern ab. Die Trompeten und Posaunen ergänzen wirkungsvoll mit vorantreibenden Einwürfen. Die vier Schlusstakte der Verse bäumen sich im tutti, mit Akzen- ten und im forte, kurz auf. Der Re- frain (G) gehört dann zunächst dem Blech. Es gilt, zurück im mf, weiterhin das Prinzip: „Groove vor Lautstärke“. Bei der Wiederho- lung des Refrains pointieren die 15 t a v i r p : o t o F