i i a d e p k W i / l h e u b m u Z d n a o R l : o t o F Fachberichte es Pflichtstück der Oberstufe (Ka- tegorie 4) in Baden-Württemberg (BDB/BVBW). Pflichtstücke für Musikwettbe- werbe sind in der Regel immer et- was Besonderes. Warum? Nun ja, eine Kommission hat das Werk ausgewählt und somit quasi erst einmal geadelt. Und das nicht ein- fach so, sondern im Idealfall, weil sie musikalische Qualitäten ge- sichtet hat, die mit Sinn, Verstand und Lust von Musiker*innen er- obert werden können. Mir hat das Werk so gut gefallen, dass ich es im nächsten Jahr meinem Orches- ter in der Musikschule vorgestellt habe. Wir waren uns schnell einig es zu probieren und wir hatten dann, durchaus herausfordernd, miteinander viel Spaß daran. Auch ganz ohne Musikwettbe- werb. Aber Danke der Kommissi- on für den Tipp. Es hat sich ge- lohnt. Der Komponist Etienne Crausaz wurde 1981 im Schweizer Kanton Fribourg gebo- ren, studierte Basstuba an der Hochschule für Musik in Bern bei Guy Michel, beschloss seine Stu- dien dort 2006 mit dem Lehrdi- plom und 2007 mit dem Konzert- diplom. An der Musikhochschule in Zürich erweiterte er seine Kenntnisse bei M. Anne Jelle Vis- ser und erhielt 2009 dort sein So- listendiplom. Als aktiver Tubist ist er regelmäßig Gast beim Fribour- ger und Lausanner Chamber Or- chestra und er konzertiert mit dem Ensemble „Tubadours“. Zu- dem unterrichtet er verschieden Fächer am Conservatoire de Fri- bourg. Seine Fähigkeit zu kompo- nieren entwickelte er rein autodi- daktisch. Seine Tonsprache ist verwurzelt in der Tonalität. Kon- ventionelle Studien in Musiktheo- rie, Harmonielehre, Werkanalyse und Arrangement bilden sein Fun- dament. Beeinflusst ist er zudem von Filmmusik und Jazz des frü- hen 20. Jahrhunderts. Dies hält Türen offen für kleine Ausflüge in harmonische Grenzgebiete. Die Idee „Deliverance“ bedeutet übersetzt: „Befreiung, Erlösung“. Die Idee zu dieser Konzertsuite für Blasor- chester basiert auf dem gleichna- migen Schauspiel, welches im Juli 2010 in der Schweizer Stadt 18 aus dramatische Höhepunkte. Die regen an, im Kopf Bilder von Flucht, Verzweiflung, kurzzeitiger Ausweglosigkeit – was auch im- mer in diesem Zusammenhang – zu erzeugen. 2. Satz: Scherzo Die Geschichte: Im Schauspiel ist das die Stelle, wo die Obrig- keit, unfähig die Situation zu meis- tern, Angst bekommt und, quasi resigniert fliehend, die Stadt ver- lässt. Mit „Scherzo“ war in der Klas- sik häufig der dritte Satz einer So- nate oder Sinfonie bezeichnet. Er ging aus dem Menuett, einem Tanzsatz im 3/4 Takt, hervor. Im Tempo von Allegro bis Presto wur- de meist heiter und lebendig mu- siziert. Im Laufe der Musikge- schichte wurden aber auch ande- re Charaktere entwickelt, die von melancholisch, grotesk, über schwebend oder gar dämonisch, bis kraftvoll rustikal reichen. Un- ser „Scherzo“ hier trägt definitiv das Prädikat heiter, was die Be- zeichnung „moderato burlesco“ schon verbal unterstreicht. Zudem bedient es sich eines 4erTaktes, löst sich also vom Dreier-Prinzip. Im den ersten acht Takten baut sich motivisch das auf, was man ab A, sinnvoll zusammengesetzt, als ein kurzes, zweitaktiges The- ma wahrnehmen kann. Schon ab B einwickelt sich die zweite melo- dischen Idee, die in ihrer Gänze durchaus als achtaktig, aber auch als sich weiter entwickelndes Vier- taktthema bezeichnet werden kann. In C durchmischen sich die Gedanken. In D dito, wobei in D das erste Thema stärker zum Zuge kommt. Die letzten vier Tak- te beschließen den Satz aus der Substanz der Takte 5-8. Ein rech- tes Schlussempfinden stellt sich, nicht nur aufgrund der Kürze des Satzes, noch nicht so recht ein. Das ist wohl nicht zuletzt dem ge- schuldet, dass in den Takten 5-8 des Werkes genau diese Motivik den Weg zum ersten Thema bahn- te. Es ging also danach erst so richtig los. Vielleicht ein kleiner Hinweis darauf, dass das gesamte Werk ja auch hier noch nicht zu Ende ist, wir zu lediglich eine Zwi- schenstation in der Suite erreicht haben. Die Wirkung der Musik: Auch hier viele Gelegenheiten, die Bilder im Kopf entstehen lassen können. Da erhebt sich aus der Gruyeres Gruyères dreizehnmal aufgeführt wurde. Es war originär konzipiert für Brass Band, Chor, Kinderchor, zwei Blockflöten, Akkordeon und rund 70 schauspielenden Akteu- ren. Die Geschichte spielt im (fik- tiven) Mittelalter und erzählt von einem Dorfbrunnen, der kein Was- ser mehr spendete und sich die Menschen daher mit der Frage auseinandersetzen mussten: „Und was geschieht, wenn das Wasser nicht zurückkommt?“ Eine „Suite“ (frz. Abfolge) ist in der Musik ein Zyklus von unter- schiedlichen Instrumentalwerken, die in fester Abfolge musiziert werden. Ausgehend von Renais- sance und Frühbarock, wo in der Hauptsache Tänze aneinanderge- reiht wurden, sind über Klassik, Romantik bis hin zum Jazz immer wieder Suiten entstanden. Es sind mehrsätzige, komplexe Werke, die verwandte und auch kontrastie- rende Ideen im großen Bogen zu einem zusammenhängenden Gan- zen verein en. Aufbau und Wirkung 1.Satz: Overture Die Geschichte: Weiß man um das Schauspiel, findet man Ein- gangs den Teil der Geschichte zu- sammengefasst, der die Dorfbe- wohner erstmalig beunruhigt, da das Wasser im Brunnen nur spär- lich bis gar nicht mehr fließt. Sie lassen ein Kind zur Untersuchung in die Brunnentiefen hinab und es kehrt mit zwei toten Ratten in der Hand wieder zurück. Die Men- schen befürchten die Rückkehr der Pest. Unter einer „Sicilienne“ ver- stand man in der Barockzeit ein eher ruhiges Werk, meist in Moll- tonalität und im 6/8 oder 12/8 Takt, das aber durch vergleichs- weise beschwingte (oftmals punk- tierte) Rhythmen eleganten moto- rischen Fluss erfuhr. Genau dieses Prinzip greift der Komponisten formbildend auf. Ruhig beginnt eine solistische Querflöte, gefolgt von milden Hör- ner in sanfter Begleitung vom mittleren Blech. Das eigentlich 8- taktige Thema erfährt durch die verzahnenden Zwischenspiele eine fast neuntaktige Wirkung. Eine solistische Oboe führt, quasi mit einem Seitenthema aus der Substanz der zweiten Hälfte des Themas, weiter und leitet über zum ersten Tuttieinsatz, der die Wahrnehmung des Themas festigt und dieses endgültig etabliert. Im Weiteren verdünnt sich das Sze- nario. Zunächst über das „Seiten- thema“, dann durch die Zurück- führung auf die Motivik des Zwi- schenspiels vom Anfang. Dieses leitet über eine harmonische Rü- ckung einen Charakter-, Tempo-, und Taktwechsel ein. Die Milde des Themas wird in Dramatik überführt. Hier erfährt das Werk seinen (vergleichsweise unerwar- teten) ersten Höhepunkt. Nach ri- tardando und diminuendo beru- higt das Holz mit solistischer Oboe. Im Prinzip erklingt wieder das Thema, das aber melodisch neue Wendungen erfährt. Wer denkt, der Satz würde nun ruhig seinem Ende zustreben, der irrt. Aus der Substanz des begleiten- den Zwischenspiels bäumt sich ein weiterer, unerwarteter, dra- matischer Höhepunkt zum kurzen ff auf. Nach angemessener Pau- senfermate beschließt dann aber, eigentlich nur mit kurzem The- menzitat, ergänzt um den Effekt einer erweiterten Schlussgruppe, die Overture. Die Wirkung der Musik: Aus der lieblichen Melodie im Stil ei- ner Sicilienne entwickeln sich auf engem Raum zwei kleine, durch-