Fachberichte der viel dichter wirkt. Er ist ein wenig kompakter instrumentiert, vor allem aber wirkt das legato als die nun bestimmende Artikulation. Den bislang in diesem Titel noch nicht in Erscheinung getretenen Posaunen gehört ab Takt 27 der B-Teil. Die Posauen würzen ihr Solo mit Dämpfersound. Die Reprise des A-Teils ist wie- der im relativen Tutti instrumen- tiert, welches aber nach vier Tak- ten, mit dynamischem Effekt und pfiffiger Artikulation, schelmisch ausgedünnt, durchbrochen wird. Schließlich folgt eine kleine Coda, die in dieser Substanz schon in der Einleitung verarbeitet war. Santa Baby Santa Baby ist eines der wenigen Weihnachtslieder, das von einer Frau geschrieben wurde. Joan Ja- vits brachte es 1953 zu Papier und noch im gleichen Jahr wurde es von Eartha Kitt mit dem Orchester Henri René in New York aufge- nommen. Es ist quasi die Wunsch- liste einer Frau, die zum Fest ex- travagante Geschenke erwartet, wie z.B. einen Zobelpelz, eine von den Hölzern. Zwei Takte vor 79 ein modulierender Nachgang und ab Takt 79 wieder, in neuer, spannungserhaltender Tonart, der Wiederaufgriff des A-Teils, der die Trompeten und Hörner ins Zen- trum setzt. Frosty The Snowman Yacht oder Christbaumschmuck von Tiffany. Diese ironische The- matik hat ob ihrer, nennen wir es einmal „Schlitzohrigkeit“, nie an Anziehungskraft verloren. So wur- de der Titel immer wieder geco- vert, z. B. 1987 von Madonna oder 2015 von Kylie Minogue. Nach deutlichem Einschnitt ist der folgende Abschnitt nun mit „lazy swing“ überschrieben. Und dieses ruhige „feeling“ sollte den durchaus ein wenig lasziv ange- legten Titel auch bestimmen. (las- ziv: durch gekünstelte Schläfrig- keit Sinnlichkeit verbreitend). Der Zeichentrickfilm von Frosty dem Schneeman ist eine feste Größe im alljährlichen Weih- nachtsprogramm der Fernsehsta- tionen der Vereinigten Staaten. Es ist die Geschichte eines wegge- worfenen Zauberhutes, der einen Schneemann zum Leben erweckt. Die Wirren, die das Ziel verfolgen, das Leben des Schneemanns auch bei milderen Temperaturen zu ret- ten, münden schließlich in einen Deal, der es Frosty ermöglicht, zu jedem Weihnachtsfest wieder zu- rück zu kehren. Bereits im Jahre 1950 schrieb Walter E. „Jack“ Rol- lins den Song, der von Gene Autry und den Cass County Boys im glei- chen Jahr aufgenommen wurde. Auf dieser Basis entstand 1969 der berühmte Weihnachtstrick- film. Zunächst wird das Orchester über 4 Takte „eingegrooved“. Die prägende Basslinie wird von vie- len Instrumentalisten lautmale- risch mitgesungen, derweil Klari- netten für sanfte rhythmische Harmonik sorgen. In Takt 53 prä- sentiert der Saxophonsatz den A- Teil, ab Takt 61 eine Soloposaune. Im jeweils 7. und 8. Takt dieser Abschnitte durchbricht ein „fill“ der Trompeten und Klarinetten überleitend und vorantreibend. Lässig von den Mittelstimmen ein- geleitet folgt ab Takt 69 der B-Teil in „bigbändiger“ Manier, getragen Lothar Reidel Inhaber: Anfried Reidel ● Holzinstrumentenbau-Meister ● Neubau und Reparaturen von: Klarinetten, Bassetthörner Es-Alt-Klarinetten Baßklarinetten Kontrabaßklarinetten Markneukirchner Straße 19 Tel. + Fax D-08258 Wernitzgrün/Vogtl. (03 74 22) 31 82 E-Mail: a.reidel@freenet.de Attacca, ab Takt 85, medium fast swing, quasi im „doubletime“, ein viertaktiges Schlagzeugsolo. Es läutet einen „Dixieland“ ein. Zunächst, ganz klassisch, erhebt sich aus dem Orchester eine klei- ne Besetzung, die den A-Teil vor- stellt. Die Stimmen für die Solis- ten sind stilsicher ausnotiert, bie- ten aber mit Akkordsymbolen im- provisatorischen Spielräume für genregeübte. Ab Takt 99 wird aus der „Small Band“ dann zwar noch keine Bigband, aber zumindest die Anmutung eines Tanzorchesters, das, angeführt von Klarinetten 14 und Saxophonen, den B-Teil prä- sentiert. Ab Takt 107 ein blühen- des Tutti. Stilistisch wird die „Di- xie-Ebene“ aber nicht verlassen. Lediglich klangsteigernd werden nun alle eingeladen, sich zu betei- ligen. Hübsch der kleine zweitak- tige Bandeinschub ab Takt 115, der auch noch einmal Luft schafft, um in der Folge einen vollklingen- den Schluss zu zulassen. The Christmas Song Robert Wells und Mel Tormé schrieben den Song an einem hei- ßen Sommertag im Jahre 1945. Er trägt den Untertitel „Kastanien (Maronen) rösten auf offenem Feuer“. Cool bleiben, indem man cool denkt. Das war wohl die De- vise dieses Tages, an den sich Mel Tormé in etwa wie folgt erinnert: „Ich sah einen Spiralblock auf Wells Klavier. Vier Zeilen waren dort mit Bleistift aufgeschriebe- nen. Sie begannen mit: Kastanien braten, Jack Frost knabbert, Weih- nachtslieder, Leute, die sich wie Eskimos kleiden. Bob glaubte zu- nächst nicht, dass er einen Lied- text schrieb. Er sagte nur, dass er dachte, dass wenn er gedanklich in den Winter eintaucht, er sich Habkühlen könne. Vierzig Minu- ten später war dieser Song dann quasi fertig. Ich steuerte die Mu- sik und noch ein wenig Text mit dazu.“ Nat King Cole nahm den Christmas Song im Frühjahr 1946 in zunächst nur kleiner Triobesetzung auf. Auf sein Ge- heiß, gegen die Einwände seines Labels Capitol Records, wurde im selben Jahr eine weitere Aufnah- me mit einer kleinen Streicher- gruppe produziert. 1953 nahm er ihn dann erneut auf, diesmal mit vollem Orchester. Die ursprüng- liche Version von 1946 fand 1974 den Weg in die Grammy Hall Of Fame. Ab Takt 123, slowly, nun eine durchaus andere Welt. Der Groove wechselt von ternär auf binär, ganz in feinster Balladentradition. Auch harmonisch werden hier neue färbende Akzente gesetzt. Es lohnt sich, diesen nachzuspü- ren Der erste Aufgriff des A-Teils ist modulierend angelegt und er- füllt zudem noch überleitende Funktion. Ab Takt 131, slightly faster, in neuer Tonart, zunächst getragen von den Tenören, gefolgt von den Trompeten, der Wieder-