Fachberichte erfolgte durch Lewis Redner, dem Organisten der Kirche. Ein Engel soll ihm im Schlaf die Noten eige- geben haben und seine Melodie ging, in Anspielung auf seinen Vornamen, als „St.Louis“ in die Geschichte der amerikanischen Kirchenmusik ein. Im United King- dom und in den Commonwealth- Staaten, also in den anglikani- schen Kirchengemeinschaften, setzet sich aber mehr eine Verto- nung von Ralph Vaughn Williams durch, die die Volksballade „The Ploughboy´s Dream“, von ihm 1903 in Forest Green, Surrey, auf- gezeichnet, im Fo- cus hatte. Der achttaktige A-Teil baut sich aus solistischer Trom- pete und solisti- schem Euphonium additiv zum Tutti auf. Der viertaktige B-teil liegt sanft im Holz und die kurze, abschließende Wie- deraufnahme des A-Teils startet im Blech und endet im Tutti. Das Tempo ändert sich prinzi- piell nicht in Bezug auf das vorhergegangene Stück, wirkt aber viel ruhiger. Definitiv im Tempo ruhiger prä- sentiert sich als nächstes „Co- ventry Carol“. Die Wurzeln die- ses Stückes liegen im 15. Jahrhun- dert. Der Text behandelt den im Matthäusevangelium beschriebe- nen Knabenmord auf Befehl von König Herodes und fußt auf einem Mysterienspiel aus Coventry, Mit- telengland, aus dem 15. Jahrhun- dert. Im Dreiertakt und in Moll fließt in zweimal siebentaktiger Phrase eine schlichte Choralmelodie, die sich zunächst aus der Mittellage des Holzregisters, dann aus dem Blechregister heraus zum Tutti entfaltet. Die Harmonik unter- streicht den Choraleindruck und die Nähe zum 15. / 16. Jahrhun- dert. Die Dur-Schlüsse beleben optimistisch den eher traurig und beklagend wirkenden Charakter der Musik. Heiterer, aber durchaus noch recht schlicht, schließt sich mit „Hark! The Herald Angels Sing”, ein weiteres englisches Weihnachtslied an. Den Urtext verfasste Charles Wessley 1739. Wenig später überarbeitete ihn 18 sein Kollege George Whitefield zur heute noch gebräuchlichen Fassung. Die heute gepflegte Me- lodie des Liedes geht auf Felix Mendelssohn Bartholdy zurück. Sie war wohl ursprünglich Teil ei- nes Festgesangs zum Gutenberg- fest. Analytiker bemerkten aber auch eine Nähe zu einer Gavotte aus J.S. Bachs 4. Orchestersuite. 1855 fügte dann William Hayman Cummings Mendelssohns Melodie abschließend mit dem weihnacht- lichen Text zusammen. Wie dem auch sei, das Lied erfreut sich gro- ßer Beliebtheit und eine deutsche Dudelsack und gleichzeitig auch für einen alten Tanz. Beide Ele- mente bestimmen in der Tat das Lied. Tänzerisch im Dreiertakt, mal mit angereicherten Bordun- Klängen, mal solistisch, mal im Tutti schweben die 24 Takte des munteren zweiteiligen Liedes zweimal freudig aus dem Orches- ter. Reizvoll auch die kleine, für alte Tänze doch so typische rhyth- mische Verschiebung, die Hemio- le, der kurze „große Dreier“, vor dem Trompetensolo. Und weiter geht’s (wieder naht- los) im Dreierrhythmus: „We Übersetzung „In das Warten dieser Welt“ wurde ins Gotteslob GL 749 aufgenommen. Überwiegend im Tutti gehalten und recht schlicht fließt die Me- lodie im einfachen Satz. Die in der Melodie verankerten Trompeten- und Posaunen-(Armonia)-Stöße durchbrechen auflockernd im B- Teil das Klangbild. Und wieder geht es nahtlos wei- ter, weiter mit dem flämischen Weihnachtslied „Komt verwon- dert u hier, Menschen“. Kommt und schaut das Wunder, sehet das neugeborene Kind, sehet das Licht in der Nacht. Jesus, Gott und Mensch, akzeptiert die Situation, macht mich groß durch seine Be- scheidenheit, macht mich frei, macht mich lebendig … Etwas frei übersetzt der Inhalt dieser opti- mistischen Melodie, die sich, auf- taktig einer Gavotte ähnlich, tän- zerisch durch die gesamte Partitur zieht und in der Mitte im forte ei- nen kleinen Höhepunkt setzt. Lediglich eine „modulierende halbe Note“ dient als Übergang zu „Piva, Piva“, einem italieni- schen Weihnachtslied aus der Lombardei. Piva ist die Bezeich- nung für eine Sackpfeife, einen Wish You A Merry Christmas”. Wir wünschen euch eine frohe Weihnacht. Erneut ein englisches Weihnachtslied, dessen Ursprün- ge bis in das 16. Jahrhundert nachzuverfolgen sind. Im Text ist u.a. von „Feigenpudding“ die Rede. Es war schon immer ge- pflegte Tradition, dass reiche Ge- meindemitglieder den „Carolers“, den Menschen, die am Heiligen Abend auszogen um Weihnachts- lieder zu singen, Weihnachtslecke- reien spendierten. U.a. gerne auch Feigenpudding, quasi der traditio- nelle Vorläufer der heutigen „Christmas Puddings“. Das zweiteilige Lied wird zwei- mal vorgestellt. Die Instrumentie- rung auch hier dialogisierend und mit verteilten Rollen. Der zweite Liedeinsatz wirkt recht prickelnd aufgrund seiner verspielten Anla- ge. Das abschließende rall. lässt zunächst vermuten, dass das Med- ley hier zu Ende sein könnte. Aber gefehlt. Es geht noch weiter und es wird noch einmal etwas ruhiger und wieder eher romantisch. Der Dreiertakt bleibt uns erhal- ten, aber das Tempo reduziert sich. Und mit „The First Noel“ bleiben wir noch ein wenig in Eng- land, auch wenn „Noel“ eigentlich das französische Wort für Weih- nachten ist. Zu erklären ist das ganz einfach. In den Zeiten, als England von den Normannen be- setzt worden war, da wurden zahl- reiche Wörter aus der normanni- schen französischen Sprache übernommen und „Noel“ wurde später auch als „Nowell“ neu ge- schrieben. Auch hier geht man da- von aus, dass man die Wurzeln des Liedes bis ins 16. Jahrhundert verfolgen kann. Die heutige Ver- sion fand erstmals Veröffentli- chung 1833 in Willam B. Sandys S a m m l u n g : „Christmas Carols Ancient and Mo- dern“. Die Aufar- beitung der Musik wird John Stainer z u g e s p r o c h e n . John Stainer ge- lang, gemeinsam mit seinem Kolle- gen H.R. Bramley, auch ein beachte- ter Impuls zu Bele- bung des Singens von Weihnachtslie- dern auf den Briti- schen Inseln, in- dem beide 1871 die Sammlung „Christmas Carols New and Old“ veröffentlich - ten. The First Noel beschreibt in- haltlich die Anbetung des Jesus- kindes durch die Weisen aus dem Morgenland, die als Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe mit im Ge- päck hatten. Das eigentlich nur aus einer achttaktigen Melodielinie beste- hende Lied wird zunächst vom mittelern Blech und tiefem Holz wohlklingend präsentiert. Ein quasi Blechbläserquartett durch- bricht diese romantische Wohl- fühlzone sanft und leitet über zu einem doch recht großen, festli- chen Tutti. Und apropos Frankreich. Hier waren wir noch nicht wirklich, ho- len das nun aber nach, denn das Potpourri beschließt mit „Il est ne le divin enfant“. Es ist gebo- ren, das göttliche Kind. Die Melo- die stammt wohl von einem alten französischen Jagdlied, „La tête bizarde“, ab. Il est ne wurde zum ersten Mal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert (1862?) in ei- ner Sammlung lothringischer Weihnachtslieder (Airs des Noëls lorrains) von Jean-Romary Gros- jean, Organist der Kathedrale von