munterung, sich seiner regionalen Werte zu erinnern. Und da sollte, jeder, der in seinem Bereich da Potenzial hat, ggf. auch einmal mit Bewusstsein „einen Euro“ in- vestieren, um vielleicht mal einen Arrangeur zu beauftragen. So kön- nen, auch im konzertanten Sinne, lokal wertige Dinge, die u. U. Ge- fahr laufen vergessen zu werden, neu aufleben und somit bewahrt werden. „Marsch der Närrischen Nord- dürener“, das „Dürener Lieder- medley“, „Wenn es Nacht wird über Düren“, „Wenn es Tag wird über Düren“ und auch der „Jubel- festmarsch“, allesamt Musik von Dürener Köpfen, und allesamt neu arrangiert von Richard Hellen- thal, wieder seriös aktiviert, für den Traditionsgebrauch erneuert und somit wieder frisch etabliert. Karneval konzertant Hinzu gesellen sich bei diesem Konzert zu den Dürener Traditions- elementen konzertante Werke vom großen Markt der Musikverleger. Einige seien hier gerne erwähnt. Die Aufzählung erhebt keinen An- spruch auf Vollständigkeit, aber diese Werke passten gut ins Dü- rener Konzept. Die Potpourris „Narrenstimmung“ und „Helau, Alaaf und Allez-Hopp“ bei EWO- TON, arrangiert von Frank Ecker, „Kölsche Jong“, Auren-Verlag, ar- rangiert von Guido Rennert, „Bläck Fööss in Concert“ (Teil 1 und 2), Bernd Classen Music-Edition, ar- rangiert von Peter Schüller, recht aktuell bei Woodstock Music, „Fet- tes Potpourri”, Melodien von Quer- beat, arrangiert von Raoul Vychodil und auch letztjährig ganz neu, „Kaffeebuud” von den Bläck Fööss und „Best Of Kasalla”, arrangiert von Richard Hellenthal. Straßenkarneval Und zum Höhepunkt der Session kommt schließlich das, was kom- men muss, der Straßenkarneval. Und wer da schon einmal mit ge- macht hat, der weiß: „Em Winter dann schneit et, em Winter es ist kalt“, und gelegentlich soll da auch Alkohol mit im Spiel sein. Anstrengend sind die „Tollen Tage“ auf jeden Fall, denn von „Weiberfastnacht“ bis „Aschermitt- woch“ gibt es viel zu feiern. An die- sen anstrengenden Tagen sind ver- gleichsweise einfache Arrange- ments dann sicher sehr dienlich. Auch unter dem Aspekt, dass viele Teilnehmer, quer durch alle Leis- tungsstufen, mit dabei sein wollen. Da steht uns lokal die Bernd Clas- sen Music-Edition zur Seite, die sich fleißig müht, Jahr um Jahr die Orchester in die Lage zu versetz- ten, aktuell gefragte Stimmungs- bilder zu bedienen. Arrangements überregionaler Partyhits finden durchaus auch bei größeren inter- nationalen Verlagen Beachtung. Ob die „Hits“ sich dann immer per- fekt eignen, um von unseren Or- chesterbesetzungen interpretiert zu werden, steht sicher auf einem anderen Blatt. Aber man möchte, der Feierlaune geschuldet, auch nicht ohne sie auskommen. Das ist halt Karneval. Und ob es dann immer die Schlichtheit der Arran- gements alleine ist, die zu klang- lichen Schwächen führt, wage ich zu bezweifeln. Hier steht allen praktizierenden Musikern sicher ein wenig Ehrlichkeit gut zu Ge- sicht. Es schadet nicht, auch bei „euphorischer Stimmung“, seine gute Erziehung am Instrument nicht ganz zu vergessen. Hier nun ein Blick auf eine kon- zertante Ausgabe zu Karnevals- musik. Fachberichte „Bläck Fööss In Concert“ Der Karneval gehört ganz sicher zum Konzept der Kölner Gruppe „Bläck Fööss“, aber die Jungs ha- ben schon immer ein wenig mehr geleistet, als nur reine Stim- mungsmusik. Die Geschichten und Figuren ihrer Lieder entste- hen oft aus der genauen Beob- achtung ihrer heimischen Umge- bung. Sie erzählen vom Alltagsle- ben. Dabei ist die kritische Beob- achtung ihrer Mitmenschen nicht denunziatorisch. Sie machen sich nicht über die Leute lustig, viel- mehr sollen die Leute über sich selber lachen können, wenn sie sich in den Liedern als „Lück wie ich un du“ wiedererkennen.“ Peter Schüller, 1965 in Esch - weiler geboren, seines Zeichens Posaunist und Arrangeur, hat sich dem Liedgut der „Fööss“ einmal aus konzertanter Blasorchester- sicht angenommen. Bereits zum 40jährigen Jubiläum der Band schrieb er zwei konzertante Med- leys, die er unterteilte in „Die ers- ten 20 Jahre“ und „Die letzten 20 Jahre“. Diese beiden Streifzüge durch das große Gesamtwerk der Bläck Fööss sind über je gut 8 Mi- nuten im Grundsatz konzertant konzipiert, haben aber auch Pas- sagen, in denen gerne auch ein- mal ein Refrain mitgesungen wer- den kann. „Die ersten 20 Jahre“ „Dat Wasser von Kölle“. Köln ist eine Stadt des Wassers, nicht nur wegen ihrer Lage am Rhein. Es gibt eine Thermalquelle, römische Wasserleitungen, mittelalterlicher Brunnen, das „Kölnisch Wasser“, das ein Parfümeur 1709 kreierte und nicht zu vergessen das ober- gärige Vollbier „Kölsch“. Das Lied nimmt zu Beginn der 1980er Jahre aufkommenden Umweltsorgen zum Thema Wasser mahnend zum Anlass darüber nachzudenken, dass der „Vater im Himmel“ eine Welt mit „reinstem Wasser“ ge- schaffen hat, welches der Mensch aber oft, mehr oder weniger gedan- kenlos, verseucht. Die satirische Aufzählung von Umweltproblemen mündet, musikalisch eingebettet in Gospelstilistik, schließlich au- genzwinkernd in einen Wunsch an den Herrn, „ein Wunder der Ein- sicht“ zu bewirken, sonst stünde die Menschheit bald vor seiner Türe. Aus dem Nebel eines tiefen uni- sono „f“, welches als Orgelpunkt weiter präsent ist, erhebt sich choralartig das Kopfmotiv und mündet schnell, mittels einer ver- spielten Bluesskala, in eine Fer- mate. Der zweite Aufgriff, nicht we- niger „bluesig-sakral“, mündet so- fort in die Schlusswendung. Kur- ze, eindrucksvolle zwölf Takte, er- öffnen lediglich mit dem Zitat des prägenden „Hilferufs“. „En unserem Veedel“. Ein Hochlied, eine Pop-Ballade, auf die Gemeinschaft und auf den Zusam- menhalt, der im „Veedel“, in einem Stadtbezirk oder einer Gemeinde, unverzichtbare für Lebensqualität sorgt. Angestoßen durch die Frage, wie eine Zukunft aussehen soll, die durch Bau- und Modernisierungs- wut das Menschliche offensichtlich auf der Strecke bleiben lässt. Nach kurzer Einleitung, die le- diglich aus der Definition einer leichten Popbegleitung (ggf. nur mit Keyboard und/oder in den Klarinetten) besteht, beginnt eine Solo-Oboe (Querflöte) bei A mit dem ersten achttaktigen Melodie- zug (Vers). Ab B der Wiederaufgriff dieser Melodie mit sanfter akkor- discher und rhythmischer Beglei- tung. Kleine Akzente und ein Takt- 17