Fachberichte Melodien, reiche Harmonik, rhyth- mischen Energie und viel Spaß beim Musizieren. Das Werk ist im Schwierigkeitsgrad 3 eingestuft und dauert gute 5 Minuten. Es wurde in Auftrag gegeben von der Eureka High School Band in Eure- ka, Illionois. Aufbau und Wirkung „Joyfully“. Freudig, im mittleren Tempo, beginnt die „Quixotic Epi- sode. Acht fanfarenartige Takte leiten ein. Ab Takt 9 definiert ein stringenter Rhythmus wohin die Reise geht und spätestens ab hier wird klar, dass der Dreiertakt das bestimmende Element, wenn man so will, des ersten Satzes, das A Teil, ist. 1. Satz, Teil A, Takte 13 – 44/48 Nachdem das hohe Blech in der fanfarenartigen Einleitung zu- nächst seine Schuldigkeit getan hat und das mittlere Blech (incl. Saxophone), gemeinsam mit dem Schlagwerk, die rhythmisch, me- trische Arbeit übernimmt, präsen- tiert das hohe Holz in mittlerer Lage über 8 Takte das eigentlich recht ruhige erste Thema, das aber seine Verwandtschaft zur Ein- leitungsmotivik nicht verleugnen kann. Das 3er-Metrum gibt dem ganzen Szenario ein gewisses Pri- ckeln, einen reizenden, vorantrei- benden Scharm. Die Trompeten stützen den un- mittelbar folgenden, zweiten Ein- satz dieses Themas. Bereichernd flankiert die Tenorpartie (Blech) mit einer kleinen Gegenstimme, aus der Substanz des Themas. In 29 übernehmen Saxophone, Hörner und Bariton mit einer zwei- ten melodischen Idee, quasi ei- nem zweiten Thema, bevor 37 das erste Thema wieder aufgegrif- fen wird, um dann im rallentando in einen 4er-Takt überführt zu wer- den, der den zweiten Satz vorbe- reitet. Präzise Tempoangaben im rallentando erwecken Aufmerk- samkeit und sind nicht unwichtig für den Aufbau und die Entwick- lung des langsamen Satzes. 2. Satz, Teil B, 49 – 103 „Gently“ (Tempo 68) beginnt über 10 Takte (2 + 8) eine Melo- die im 4er-Takt, die mit kurzen No- ten auf betonten Zählzeiten Span- nung entwickelt und so auch den Taktwechsel elegant überbrü- ckend vermittelt. In diesen ersten Takten des langsamen Satzes er- möglicht Motivik und Dynamik, den langsamen Satz ja zunächst nur einleitend, schon einen enor- men Spannungsbogen. Ab 59, „andante espressivo“, etabliert sich über 8 Takte ein ru- higes, nun auftaktiges Thema. Ge- boren aus der Klarinette, klangvoll weiter ausgebaut im kompletten Holzregister. Poco piú mosso wird dieser melodische Gedanke, bei voller Partitur, angeführt von der Trompete, wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Piú Mosso errei- chen wir die Dynamik forte, erle- ben ein kurzes, romantisch-dra- matisches Aufbäumen, komple- mentär dialogisierend angelegt, und finden auch gleich wieder Be- ruhigung, unterstrichen von ab- flauender Dynamik und langsame- ren Tempo. Ab 84 geht´s wieder zurück zu „andante espressivo“ ins mf. Die melodische Grundsubstanz wird weitergesponnen und auch hier, bei voller Partitur, mit kleinen klangsteigernden, komplementär angelegten Gegenstimmen (ho- hes Holz), angereichert. Über ein rallentando erreichen wir wieder das „Gently“ (Tempo 68), uns bereits bekannt aus Takt 49 – 58 und hier schließt sich dann auch dieser Kreis. 3. Satz, Reprisensatz A´, 104 – 152 104: Vier, sich teilweise über- lappende Viertaktgruppen im „tempo primo“ leiten die Reprise ein. Zunächst mit der reinen Sub- stanz der Einleitung, dann aber sich rhythmisch raffiniert wan- delnd. Zum eindeutigen Grund- rhythmus im Schlagwerk gesellen sich, im Stile von Glockenklängen, Trompeten und Bariton, die durch- aus eine gewisse rhythmische Un- ruhe verbreiten. Die dritte Vier- taktgruppe sorgt aber schnell für eindeutige Beruhigung, bereitet einen Tonartwechsel vor und etab- liert in der letzten Viertaktgruppe den prägenden Rhythmus beider Ecksätze. 120: Der Wiederaufgriff des Themas legt die melodische Ver- antwortung in zunächst noch mil- de Trompeten und Hörner, denen neben dem harmonischen Rhyth- mus eine kleine Gegenmelodie in der Klarinette und Querflöte zuge- stellt wird. 128: Dies verwandelt sich nun in den Wiederaufgriff des eigent- 14 lich substanzgebenden Einlei- tungsmotivs. Im Blech geht es in Sachen Artikulation und Dynamik etwas pointierter zur Sache. Me- lodisch entwickelt sich eine kleine Schlussgruppe, die sich kurz im molto rallentando staut, um dann 142 das Werk in der Coda befreit auslaufen zu lassen. Schlussbetrachtung Robert Sheldon, Steven Reinecke, James Swearingen, nehmen wir einmal diese drei Komponisten aus dem amerikanischen Lager. Sie sind regelmäßige „Grad 3 – Lieferanten“ und können, genau wie andere Komponisten auch, ih- ren Personalstil nicht verleugnen. Sie kennen ihr Metier, wissen um Stärken und Schwächen der En- sembles und befeuern die Szene immer wieder mit neuen Werken, die sie ggf. auch gerne „persona- lisieren“, da ihnen Kompositions- aufträge zu Teil werden. „Quixotic Episode“ ragt für mich ein wenig heraus aus der amerikanischen „Grade 3-Mas- se“. Da ist zunächst der frische A-Teil im 3er-Takt. Wie oft musi- zieren wir im 2er und 4er, wie sel- ten dagegen im 3er. Der ruhige Mittelteil (im 4er) nimmt recht gro- ßen Raum ein und macht aber auch etwas daraus. Er ist nicht einfach nur „schön“. Dirigent und Orchester haben viele Möglichkei- ten musikalisch zu arbeiten und können individuelle Stärken pfle- gen. Die Reprise bedient sich auch hier wieder eines rhythmisch betonten „Anlaufs“, doch erledigt das in diesem Werk nicht vorder- gründig alleine das Schlagwerk. Die Blechbläser sind raffiniert rhythmisch gefordert. Der Dreier- effekt tut auch hier sein Übriges. Die blumig formulierten Ver- sprechungen im Klappentext des Werkes, ich hatte mir erlaubt sie, nicht ganz ohne ironische Hinter- gedanken, im Abschnitt „Idee“ zu erwähnen, kann man als erfüllt bestätigen. Zur literarischen The- menvorgabe fällt mir weniger ein. Eingangs fehlte auch nicht der Hinweis, dass das ganze Spaß machen sollte. Ja, so ist sie, die amerikanische Herangehenswei- se. Americans like easy way. Mit dieser recht oberflächlichen Info- politik, oder nennen wir es viel- leicht besser „Marketing“, tue ich mich grundsätzlich ein wenig schwer. Dazu stehe ich und werde mich da auch so schnell nicht än-